Beziehungsweise Revolution. 1917, 1968 und kommende.
Mit Bini Adamczak.
Wann?
Dienstag, 30.04.2019 19:00
Wo?
W23, Wipplingerstraße 23, 1010 WIen
Vor 102 Jahren, am 6. Internationalen Frauentag, brach die Russische Revolution aus. Menschen, die eben noch für Frauen gehalten wurden, zogen sich Hosen an, schoren sich die Haare, griffen zu Zigaretten und Gewehren. Bald darauf ließen sie sich scheiden – ein handgeschriebener Zettel reichte dafür. Die Hülsen vergilbter Geschlechter platzten wie Körner in der Pfanne. Es war auch eine queerfeministische Revolution. Sie brachte die Legalisierung von Abtreibung und Homosex sowie erste tapsige Schritte zur Auflösung der Familie. 1922 erklärte ein sowjetisches Gericht die Ehe zwischen einer Cisfrau und einem Transmann für rechtens mit dem simplen Hinweis, sie sei einvernehmlich geschlossen worden. Das kommunistische Glück, ohnehin von einer Norm universeller Männlichkeit getrübt, hielt nicht lange. Und scheiterte schrecklich. Aber das in der Revolution gegebene Versprechen bleibt lebendig, es ist – offenkundig – noch lange nicht erfüllt. Laut Alexandra Kollontai, erste Ministerin der Moderne, ist es das Versprechen auf eine Welt, deren gesellschaftliche Bindungen von solcher Zärtlichkeit sind, dass sie keine Flucht in die Liebe, weil keine Angst vor der Einsamkeit mehr kennt.
Link zum Buch: www.suhrkamp.de/buecher/beziehungsweise...
Bini Adamcuak lebt in Berlin und ist dort als Künstler*in und Autorin aktiv. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Utopie(n), Kommunismus und (Queer)Feminismus. Ihr 2004 veröffentlichtes Buch „Kommunismus. Kleine Geschichte wie alles anders wird.“ wurde in 14 Sprachen übersetzt.