Die Benes-Dekrete - Eine Geschichtslektion für ÖsterreicherInnen

Wann?
Mittwoch, 22.05.2002 18:30

Wo?
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien

Die Benes-Dekrete sind wieder in aller Munde. Vor allem die FPÖ bedient unter diesem Deckmantel einen bösartigen Revanchismus nicht nur der Sudetendeutschen Landsmannschaften, sondern einen der Ewig-Gestrigen, der alten und neuen Rechts-rechten überhaupt. Die nicht vergessen können: Dass sie aus der Tschechoslowakei vertrieben worden sind, 1945. Enteignet und hinausgejagt.

Hat nun der Tschechische Premier Milos Zeman recht, wenn er über die Sudetendeutschen sagt: Nach tschechischem Recht haben viele von ihnen Landesverrat begangen, ein Verbrechen, das nach dem damaligen Recht durch die Todesstrafe geahndet wurde. Wenn sie also vertrieben oder transferiert worden sind, war das milder als die Todesstrafe"? Nein, als Linke billigen wir das nicht; vor allem die Übergriffe nicht und das menschliche Leid.

Aber 1945 kann man und frau nicht ohne 1938 verstehen. 1938, als den TschechInnen von den Deutschen und OesterreicherInnen teilweise eine halbe Stunde gegeben worden ist, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Sie vertrieben und enteignet worden sind. Ihr Land besetzt. Davor war die Tschechoslowakei eines der freizügigsten Länder Europas, mit gewissen Minderheitenrechten; eine Demokratie, während in großen Teilen Europas bereits autoritäre Regime an der Macht waren. Die Nicht-nazistischen deutschen Parteien saßen in der Prager Zentralregierung. Und die Sudetendeutschen? 80% haben bei den letzten freien Wahlen für die faschistische Henlein-Partei gestimmt. Gejubelt haben sie, als Hitler in Cheb eingezogen ist. Weggeschaut, als ihre jüdischen MitbürgerInnen verschleppt und ermordet worden sind. Waren zutiefst in die Greuel des Naziregime verstrickt.

Was diese Veranstaltung leisten will, ist ein bisschen Diskussion über (Zeit-)geschichte. Was ist damals passiert, was ist der historische Gehalt der Benes-Dekrete" und wie war sie: Diese untergegangene 1. Tschechoslowakische Republik 1918 - 1939, die in Sachen Demokratie, Menschenrechte und Meinungsfreiheit durchaus ein Vorbild für jenes Österreich sein könnte, dass nicht das erste Opfer Hitlers, sondern sein erster Verbündeter" (M. Zeman) war.

Was diese Veranstaltung dadurch eingestandenermassen erreichen will, ist einige nachgeborene ÖsterreicherInnen gegen Stimmungsmache gegen die Tschechische Republik von heute zu immunisieren und den dumpfen Ressentiments gegen alles slawische, die im Moment bei einer gewissen Regierungspartei so hoch im Kurs stehen, ein Wenig einen Riegel vorzuschieben.