Die österreichische ArbeiterInnenbewegung und die antisemitische Bedrohung
Wann?
Mittwoch, 21.11.2001 18:30
Wo?
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
Das Verhältnis der sozialistischen Bewegung einerseits zur "Judenfrage" andererseits zum modernen oder politischen Antisemitismus gehört zu den wenig ruhmreichen Kapiteln in deren Geschichte. Gerade die österreichische Sozialdemokratie, die ihre Wurzeln im Deutschnationalismus hat, blieb lange Zeit dem frühen Bewußtseinsstand ihrer Klientel verhaftet: Ohne mit Marx den Kapitalismus begriffen zu haben, verharrte man im Antikapitalismus auf der Ebene der Zirkulation, welche dann auch noch mit dem "Judentum" identifiziert wurde. Der Antisemitismus wurde nicht als eigenständige Weltanschauung zur Vorbereitung der Barbarei begriffen, sondern zum "Sozialismus des dummen Kerls" erklärt und als Vorstufe zum revolutionären Bewußtsein verkannt. Kaum jemals wurde offen Partei ergriffen für die Opfer der antisemitischen Hetze und Gewalt. Gleichzeitig sah sich die Sozialdemokratie selbst antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Auf den Vorwurf, eine "Judenschutztruppe" zu sein, reagierte sie mit dem Versuch, sich als die besseren AntisemitInnen darzustellen. Alles in allem ist als Folge eines falschen Verständnisses von Antisemitismus, taktischer Rücksichtnahmen und klassenreduktionistischer Positionen ein Scheitern der sozialistischen Bewegung in Österreich angesichts der antisemitischen Bedrohung zu konstatieren.
Vortrag mit anschliessender Diskussion