Novemberpogrom 1938: Vorgeschichte, Verlauf und Folgen

Wann?
Mittwoch, 07.11.2001 18:30

Wo?
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien

Der "Anschluß" war das Signal zum Losschlagen: Gleich nach der "Heimkehr ins Reich" begann sich im Frühjahr 1938 das "gesunde Volksempfinden" gegen die Juden und Jüdinnen auszutoben. Als die besseren Deutschen waren die "Ostmärker" noch zügelloser in ihrer antisemitischen Raserei. Die Heftigkeit der Ausschreitungen und privaten Raubzüge vor allem in Wien veranlaßte sogar die NSDAP-Spitze aus Sorge um das Ansehen im Ausland, mäßigend auf den pogromistischen Mob einzuwirken. Die Ermordung eines deutschen Botschaftssekretärs in Paris am 7. November nutzte das Regime dann als Vorwand für die Organisierung "spontaner" Ausschreitungen gegen Juden und Jüdinnen. Der von den Nazis "Reichkristallnacht" genannte Pogrom war hierzulande blutiger noch als im "Altreich" und konnte insbesondere in Wien von den NS-Behörden nur mit Mühe wieder eingedämmt werden. Denn der "Radauantisemitismus" der Straße vertrug sich in seiner blinden Zerstörungswut und persönlichen Gier zunehmend schwerer mit dem "Antisemitismus der Vernunft", der sich mit bürokratischer Rationalität an die "Endlösung der Judenfrage" machte. Der Novemberpogrom markiert daher auch einen zentralen Einschnitt in der Entwicklung nationalsozialistischer "Judenpolitik": Diese wurde nun weiter systematisiert und vereinheitlicht. Die Transformation des "Radauantisemitismus" in ein langfristiges staatliches Konzept der Enteignung, Vertreibung und Ermordung läßt sich gerade am Wiener Beispiel eindrucksvoll nachzeichnen.

Vortrag mit anschliessender Diskussion