Die Kirche und der Nationalsozialismus
Wann?
Mittwoch, 02.04.2003 18:30
Wo?
EKH, Wielandgasse 2-4, 1100 Wien
Während die katholische Kirche Österreichs in der geschichtlichen Betrachtung der NS-Vergangenheit gern ihre Opferrolle in den Vordergrund rückt, geht Stefan Moritz der Frage nach, wie sich die Amtskirche tatsächlich gegenüber dem nationalsozialistischen Regime verhielt. Er zeigt, wie Bischöfe und Priester zu Erfüllungsgehilfen des Terrorregimes wurden, wie sie dessen Aufstieg und Festigung förderten und ihren Einfluss nahezu ausschließlich zur Sicherung der eigenen Stellung nutzten.
Wenn sie unter sich waren, grüßten sie mit »Grüß Gott«, im Umgang mit den NS-Behörden hieß es dann schon etwas zeitgemäßer »Heil Hitler«. Stefan Moritz belegt anhand bislang unpublizierter Dokumente, wie Angehörige des österreichischen katholischen Klerus zu Erfüllungsgehilfen des Nationalsozialismus wurden und dessen Ideologie publizistisch, in Lehre und Verkündigung untermauerten.
Er zeigt eindrucksvoll, wie Bischöfe und Priester ein ideologisches Fundament für den Aufstieg des Nationalsozialismus schufen und wie die Kirchenleitung in politischen Verhandlungen versuchte, Nutzen aus den Herrschaftsverhältnissen nach dem »Anschluss« zu ziehen. So versäumten es weite Teile des katholischen Klerus nicht nur, ihre Stimme gegen die Verbrechen des NS-Regimes zu erheben, sie trugen darüber hinaus noch zur Rechtfertigung der Verfolgungen bei.
Moritz schildert auch, wie einzelne Bischöfe sich bereits vor 1938 auf die Herrschaft des Nationalsozialismus vorbereiteten. Und er weist nicht zuletzt nach, dass höchste Würdenträger der Kirche auch nach 1945 an ihrer Sympathie für die Täter festhielten, für sie intervenierten und ihnen zur Flucht verhalfen.
Vortrag und Diskussion mit dem Autor des Buches